Der Authentismus
ist eine poetische Strömung
in der polnischen Literatur in der Mitte der dreißiger Jahre des 20.
Jahrhunderts. Laut dieser literarischen Richtung waren der Gegenstand der
Poesie ausschließlich die persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen
des Autors. Diese sollen möglichst ehrlich, direkt, subjektiv und uneingeengt
durch geltende Konventionen dargestellt werden. Darüber hinaus befasste
sich der Authentismus vor allem mit der ländlichen Thematik. Die Volkstümlichkeit
war für die Authentisten die Quelle der Vitalität der Kunst und
insbesondere der Poesie. Der Initiator des Authentismus war der polnische Dichter Stanislaw Czernik
(16.01.1899-3.12.1969). Der Gruppe der Authentisten gehörten auch Jan
Boleslaw Ozóg, Józef Andrzej Frasik, Jerzy Pietrkiewicz und
Czeslaw Janczarski an. Nach Abschluss des Studiums war Stanislaw Czernik als Lehrer u.a. in Ostrzeszów
tätig. In den Jahren 1935-1939 hat er in Ostrzeszów die Monatsschrift
„Okolica Poetów“ (Landstrich der Dichter) zusammen mit
Antoni Serbenski (Illustrator) herausgegeben. Diese Zeitschrift hat Antoni
Serbenski, Vertreter des Realismus, mit seinen Malereien und Graphiken, die
den Reiz von Ostrzeszów und seiner Umgebung zeigen, ausgestaltet. Die in der Monatsschrift „Okolica Poetów“ (Landstrich der
Dichter) präsentierten Gedichte von Stanislaw Czernik bringen seine Auffassung
zum Ausdruck, dass die Hauptaufgabe der Kunst in der Suche nach der künstlerischen
Wahrheit liegt, die aber sehr eng mit dem Suchen nach der Lebenswahrheit verbunden
ist. Das Gedicht ist laut Authentisten lediglich ein Ausdruck persönlicher
Erlebnisse und Empfindungen seines Schöpfers, bestätigt durch seine
eigenen Lebenserfahrungen und geistige Entwicklung. Authentisten haben literarische
Konventionen, die künstlich sind und die Poesie verformen, abgewiesen.
Unmittelbarkeit und Natürlichkeit waren für sie ausreichende künstlerische
Ausdruckmittel. In Ostrzeszów finden jedes Jahr zum Gedenken an Stanislaw Czernik poetische
Wettbewerbe statt.
Alle Versuche, den poetischen Authentismus wieder ins Leben zu rufen, nachdem
die Generation seiner Schöpfer ausgestorben war, endeten mit einem Fiasko.
Wenn er dennoch lebt, dann in einer anderen Verkörperung, und zwar in
der Fotografie von Stanislaw Kulawiak.
(Beitrag von Wioletta Góra, Ostrzeszów)